Häufige Fragen

Wie viele Mädchen und Jungen werden Opfer von sexuellem Missbrauch?
Offizielle Statistiken wie die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) berichten jährlich von mehr als 14.000 Kindern in Deutschland, die Opfer von sexuellem Missbrauch werden. Drei Viertel der Opfer sind weiblich. Allerdings bilden solche Statistiken nur einen Teil des Phänomens „Sexueller Missbrauch“ ab und unterschätzen das Gesamtausmaß stark, da sie nur die angezeigten Fälle (Hellfeld) erfassen.

Nationale und internationale Dunkelfeldstudien (Befragungen, die die stattgefundenen, aber nicht angezeigten Delikte erfassen) berichten, dass 15-30% aller Mädchen und 5-15% der Jungen in ihrer Kindheit Opfer von sexuellem Missbrauch werden. Mädchen sind demnach bis zu dreimal häufiger betroffen als Jungen. Sexueller Missbrauch kommt in allen Gesellschaftsschichten vor und betrifft somit die gesamte Bevölkerung. Es gibt in Deutschland bislang kaum repräsentative Studien zum Ausmaß von sexuellem Missbrauch in der Kindheit und Jugend .

Die Statistik zeigt die Anzahl der polizeilich erfassten Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern pro 100.000 Einwohner in Deutschland in den Jahren von 2001 bis 2016. Im Jahr 2016 wurden auf 100.000 Einwohner in Deutschland 14,6 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern polizeilich registriert. Die relativ kleine Anzahl öffentlich bekannt gewordener Fälle kann aber keinesfalls als Beleg für eine niedrige Opferrate gewertet werden.

Abgebildet werden die Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern gemäß §§ 176, 176a, 176b StGB. Bei diesen Straftaten drohen dem Täter Freiheitsstrafen von bis zu 10 Jahren

Wer begeht sexuellen Missbrauch?
Sexueller Missbrauch wird überwiegend von Männern begangen. Legt man die amtlichen Verurteilungsstatistiken zugrunde, liegt der Anteil männlicher Täter bei über 90%. Viele sexuelle Missbrauchsdelikte passieren innerhalb von Familien (bis zu einem Fünftel der Fälle bei weiblichen Opfern). Allerdings ist auch hier davon auszugehen, dass diese gemeldeten Delikte die Statistiken hinsichtlich der Täter-Opfer-Beziehungen verzerren, da tendenziell eher unbekannte Täter angezeigt werden als solche, die zur eigenen Familie gehören.

Es gibt unterschiedliche Bedingungen auf Seiten der Täter, die zu sexuellem Missbrauch führen. Dass jemand ein sexuelles Missbrauchsdelikt begeht, kann durch eine Reihe von Faktoren ausgelöst werden. Abgesehen vom Vorliegen einer Pädophilie (also einer sexuellen Präferenzstörung im Bezug auf Kinder) können u. a. situative Verkennungen, Störungen der Impulskontrolle, Alkoholisierung eine solche Tat begünstigen. Im Rahmen inzestuöser Verläufe kommt es oftmals zu einer schleichenden Zuschreibung erwachsener Eigenschaften auf das Kind, was dann letztlich in einen sexuellen Übergriff mündet.

Wie komme ich einen Termin?
Ratsuchende können ohne Voranmeldung zu uns in die Beratungsstelle in die Weserstraße kommen: Montag bis Mittwoch von 14.30 bis 17.30 Uhr Donnerstag und Freitag von 9 bis 12 Uhr.
Viele nutzen dieses Angebot als ersten Kontakt, um sich die Räumlichkeiten anzuschauen und sich über unser Angebot zu informieren und um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob wir für sie geeignet sind.

Telefonisch
Du kannst /Sie können einen Termin zur Beratung telefonisch vereinbaren. Immer Montag bis Mittwoch von 14.30 bis 17.30 Uhr Donnerstag und Freitag von 9 bis 12 Uhr ist eine Beraterin am Telefon erreichbar. Beratungstelefon (04421) 201910
Zu anderen Zeiten kannst Du/können Sie uns auf den Anrufbeantworter sprechen – wir rufen dann baldmöglichst zurück.

Per E-Mail
Auch per E-Mail kann man sich an uns wenden: info@schluesselblume.net

Fragen zum Beratungsgespräch
Ist das, was ich erlebt habe, sexueller Missbrauch? Du kannst Dich an uns wenden – auch wenn Du nicht sicher bist, ob das was Du erlebt hast, sexueller Missbrauch ist. Gemeinsam können wir schauen, was hilfreich für Dich sein kann.

Muss ich alles erzählen?
In unserer Beratungsstelle hast Du die Kontrolle über das, was geschieht. Wir in der Beratungsstelle bemühen uns, das Vertrauen unserer Ratsuchenden zu gewinnen, indem wir ihnen z.B. freistellen, ob und was sie erzählen möchten. Niemand wird hier ausgefragt oder muss hier etwas benennen. Vielmehr kann auch Ziel eines Gespräches sein, was im Moment helfen könnte, sich zu stabilisieren, z.B. wieder mal lachen, oder besser schlafen zu können oder zu essen, oder sich besser konzentrieren

Muss ich was bezahlen?
Nein. Unser Beratungsangebot ist kostenlos.

Kann ich jemanden mitbringen? Alleine traue ich mich nicht.
Du kannst gerne eine vertraute Person mitbringen.

Was ist sexuelle Gewalt?
Darunter versteht man jede sexuelle Handlung (auch verbale Übergriffe) eines Erwachsenen oder Jugendlichen, die an oder vor einem Kind stattfindet. Aufgrund der körperlichen, psychischen oder sprachlichen Überlegenheit kann das Kind die Missbrauchshandlungen nicht ablehnen. In der Regel kennt es den Erwachsenen gut, vertraut ihm und erwartet nichts Böses.

Der Täter nutzt seine Macht- und Autoritätsposition aus, um seine eigenen Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen. Der Missbrauch kann mit körperlicher Gewalt und/oder psychischem und emotionalem Druck oder Zwang einhergehen.

In diesem Sinne fällt auch das Vorzeigen oder Zugänglichmachen von pornografischen Inhalten in Form von Fotos bzw. digitalem Bildmaterial (auch über Kommunikationstechnologien wie z.B. Internet, soziale Medien u.ä.) unter sexuellen Missbrauch.

Was kann ich tun?

Kinder und Jugendliche
Wenn Du unsicher bist, ob das, was ein Erwachsener/eine Erwachsene mit Dir macht, sexueller Missbrauch ist, verlass Dich auf Dein Gefühl. Du merkst genau, dass an der Situation oder an der Berührung irgendwas nicht stimmt.

Du hast das Recht, selbst zu bestimmen, wer Dich anfassen darf und welche Berührungen oder Situationen Du magst oder nicht. Auch der Täter/die Täterin weiß, dass er/sie Dich sexuell missbraucht – auch wenn er/sie so tut, als sei das alles ganz normal.

Sexueller Missbrauch schadet Dir: Du darfst Dir Hilfe holen, damit der Missbrauch aufhört!

Häufig wird dem Mädchen/Jungen gesagt: »Das ist unser Geheimnis, das darfst Du niemanden erzählen« oder »Wenn das rauskommt, passiert was ganz Schlimmes«. Lass Dir keine Angst mehr einjagen: Du darfst über den Missbrauch sprechen!

Überlege, wem Du vertrauen kannst: z.B. Deiner Mutter/Deinem Vater, einer Lehrerin oder einem Lehrer, Verwandten, Freund oder Freundin. Erzähle Ihnen, was Dir geschieht oder geschehen ist. Vielleicht glauben sie Dir nicht gleich. Dann suche nach einer anderen Person. Du hast ein Recht auf Hilfe!

In unserer Beratungsstelle wir Betroffenen helfen. Wenn Du selbst sexuell missbraucht wirst oder ein Mädchen/Junge kennst, die/der das erlebt hat, hol Dir Rat und Unterstützung bei uns.

Für junge Erwachsene
Sexueller Missbrauch in der Kindheit wirkt manchmal noch bis in das Erwachsenenleben nach, z.B. mit Problemen in der Partnerschaft und in der Familie, Ängsten, Depressionen und ähnlichem. Bleiben Sie nicht allein mit Ihren Problemen. Rufen Sie uns an.

Ein Beratungsgespräch oder die Teilnahme an einer Gruppe können außerdem helfen, das Leben wieder sinnvoller zu gestalten und mehr Lebensfreude zu empfinden.
für Freunde, Angehörige und Fachkräfte

Freundin/Freund
Wenn Dir eine Freundin/ein Freund erzählt, dass sie/er sexuell missbraucht oder vergewaltigt wurde, kannst Du ihr/ihm sehr helfen, wenn Du zuhörst und Verständnis hast. Wichtig ist, dass Du sie/ihn nicht drängst, sondern ihr/ihm die Entscheidung überlässt, was sie/er sagen möchte.

Oft ist das Problem aber so groß, dass Du alleine ihr/ihm nicht helfen kannst. Schreibe uns ein Mail oder lass Dich in einer Beratungsstelle beraten.

Mütter, Eltern, Verwandte, pädagogisches Fachperson und ehrenamtlich Tätige
Wenn Sie einen Verdacht auf sexuellen Missbrauch haben,  suchen Sie sich professionelle Unterstützung! Rufen Sie uns an oder schicken Sie uns eine E-Mail. Wir helfen Ihnen gerne weiter!